Artenvielfalt und Naturerlebnisse im Parsa Wildlife Reserve
An der südlichen Grenze Zentralnepals, zirka 50 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu entfernt, befindet sich das Parsa Wildlife Reserve. Einst diente das im Westen an den Chitwan National Park grenzende Gebiet als Urlaubsziel und Jagdgebiet für die Mitglieder der Rana-Dynastie, die noch heute den Premierminister für Nepal stellt. Doch 1984 erklärte man es zugunsten des Artenschutzes der wild lebenden asiatischen Elefanten zum Naturschutzgebiet und stellte so den Erhalt des Lebensraumes der Dickhäuter sowie zahlreicher anderer Tiere sicher.
Das gesamte Areal umfasst ganze 499 Quadratkilometer und ist damit Nepals größtes Wildreservat.
Die Artenvielfalt des Parsa Wildlife Reserve ist ganz außergewöhnlich, sowohl die der Flora als auch die der Fauna. So leben hier Raubtiere ebenso wie etliche Pflanzenfresser, und neben der guten Population wilder Elefanten findet man beispielsweise die seltenen Lippenbären, Leoparden, Hirsche und Wildhunde. Auch ansässig sind Faultiere, asiatische Streifenhyänen und Affen wie Languren und Makaken, welche als besonders diebisch gelten.
Zählungen aus dem Jahre 2008 ergaben außerdem, dass sich vier ausgewachsene Bengalische Tiger im Reservat aufhielten, ebenso wie 37 der gefährdeten Gaurs, eine sehr große Rinderart mit einem Gewicht von bis zu 1200 Kilogramm.
Darüber hinaus findet man in diesem geschützten Gebiet rund 500 verschiedene Vogelarten, darunter den Nashornvogel, den eindrucksvollen Pfau, den Specht sowie das Bankivahuhn, aus dem das westliche Haushuhn entstanden ist. Auch ist hier eine Eisvogelart mit weißer Brust heimisch, die mit 17 Zentimetern Länge etwas größer ist als der in Europa vorkommende Eisvogel.
Im subtropischen Klima der Region leben außerdem etlichen Schlangenarten, darunter die farbenfrohe Bungar aus der Familie der Giftnattern, die bis zu fünf Meter lange Python und die größte Giftschlange der Welt, die Königskobra.
Die Flora des Parsa Wildlife Reserve besteht präzisen Schätzungen zufolge aus 919 verschiedenen Pflanzenarten. Im Monsunklima des Gebietes gedeihen unterschiedliche Gräserarten, Kiefern und sogar Baumwollpflanzen, welche vorwiegend auf den Hügeln vorkommen.
Optisch zeichnet sich das Areal vor allen Dingen durch den Salbaum aus, der in großem Maße vertreten ist; er bildet insgesamt zirka 90% der Vegetation des Parsa Wildlife Reserve. Dieser Baum besitzt hartes Holz und produziert sehr viel Harz, außerdem ist er im subtropischen Klima Nepals immergrün und bildet ein luftiges und lichtdurchlässiges Blätterdach. Der Salbaum ist ein Flügelfruchtgewächs und kann bis zu 35 Meter in die Höhe wachsen.
Vor allem für den Hinduismus, dem 80% der nepalesischen Bevölkerung angehören, und den Buddhismus (11 bis 15%) hat der Sal eine große Bedeutung. Einer Sage nach träumte Königin Maya unter einem Salbaum von einem Elefanten mit sechs Stoßzähnen, Airavata, in dem viele Hindus den wiedergeborenen Gott Vishnu sehen. Andere Sagen erzählen davon, dass Buddha unter einem Salbaum geboren und auch gestorben sei.
Landschaftlich wird das Parsa Wildlife Reserve durch die Churia Hills dominiert, die sich mit einer Höhe von 750 bis 950 Metern von Osten nach Westen erstrecken. Der Boden besteht hauptsächlich aus Kies und feinkörnigem Gestein und ist anfällig für Erosion, sodass gerade die Ausläufer der Hügel sehr porös sind, wodurch sich das Gebiet oftmals mit einem von Schluchten und trockenen Flussbetten geprägten Gesicht zeigt.
Der Rapti River und die Siwalik Hills bilden im Norden eine natürliche Barriere gegen menschliche Siedlungen, welche den Naturschutz im Parsa Wildlife Reserve zusätzlich begünstigt.
Im Winter, der von Oktober bis Dezember andauert, können die Temperaturen hier auf bis zu Null Grad Celsius fallen, während es im Frühjahr zunehmend heißer und trockener wird, sodass das Wasser streckenweise knapp wird. Von April bis Juni bringt der Sommer heiße und schwüle Tage mit Temperaturen bis zu 40°C. Juli bis September ist im zentralen Süden des Landes Monsunzeit.
Das Parsa Wildlife Reserve ist Nepals am besten zu erreichendes Wildgebiet und zieht immer wieder Touristen, Wanderer, Naturfreunde und Trekkingbegeisterte an.
Um das Areal zu erreichen starten man am besten ab Kathmandu – von dort aus gehen Busse über den Birgunj Highway oder den Mahendra Rajmarg Highway. Die Busfahrt bis zum Hauptquartier des Parks dauert zwischen sechs und acht Stunden. Alternativ besteht die Möglichkeit, in zwanzig Minuten mit einem Flugzeug ab Kathmandu zum Simara Airport zu fliegen. Vor dort aus sind es nur noch sieben Kilometer bis zum Hauptquartier.